Euskirchen: 03.02.16 Der Umgang mit eskalierten Konflikten und Gewalt an Grundschulen erfordert ein abgestimmtes Vorgehen.
Von zentraler Bedeutung ist, dass eine Gewalttat von allen in der OGS bzw. in der Grundschule arbeitenden Fachkräften als gemeinsam zu lösendes Problem angesehen wird.
„Gewalttäter werden immer jünger – viele Täter sind schon im Grundschulalter erstmals auffällig“ – dies ist nur eine der vielen Schlagzeilen, die wir in der Zeitung täglich lesen. Dass die Ursachen für auffälliges oder gar straffälliges Verhalten vielfältig sind, ist seit Jahren hinreichend bekannt.
Ebenso vielfältig sind jedoch auch die vorhandenen Möglichkeiten, frühzeitig diesen unerwünschten Verhaltensweisen entgegenzusteuern.
An vielen Grundschulen werden schon seit geraumer Zeit zusätzlich Sozialpädagogen als Konfliktlöser eingestellt. Leider fehlt jedoch jungen Pädagogen die Lebenserfahrung, um effektive Gewaltprävention umzusetzen, so Ralf Schmitz, führender Gewaltpräventionsexperte an deutschen Grundschulen.
Es ist wichtig, Standards zur Reduzierung gewalttätigen Verhaltens zu installieren und zu forcieren, um positives Sozialverhalten zu fördern. Vielfach bleiben derartige Angebote im alltäglichen schulischen Alltag auf der Strecke oder sind einfach nicht bekannt oder können aufgrund von Zeitmangel nicht umgesetzt werden.
Lehrkräftefortbildung in der Gewaltprävention
Nur gut, wenn es erfahrene Schulleiter an den 15.800 Grundschulen gibt, die den jungen Sozialpädagogen helfen können.
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Die Fortbildung verfolgt das Ziel, Eskalationsphasen in der Grundschule zu reduzieren und Ansätze zur Deeskalation zu erfahren sowie handlungsorientierte Methoden kennenzulernen.
Der Zusammenhalt in der Klasse ist wichtig, und es sollten gemeinsame Ziele erreicht werden, um positives Sozialverhalten zu stärken. Der Gewaltpräventionsexperte Ralf Schmitz zeigte mit vielen Übungen und Spielen, wie das gelingen kann.
Die Erzieher und Lehrkräfte wurden über Teamübungen dazu angeregt, die Verantwortung für sich und die Gruppe zu übernehmen, ihre Kommunikationsfähigkeit zu verbessern, neue Handlungsstrategien ohne Gewalt zu erproben und die eigenen Stärken zu erleben. Inhaltlich ging es darum, wie sich gewaltsame Auseinandersetzungen vermeiden lassen. Im Fokus standen auch die Gefahren im Internet, denn jeder zweite Grundschüler ist bereits im Internet aktiv.
Gerade dort ist die Rate an Beleidigungen hoch, weil dort anonym Mobbing betrieben werden kann, so Ralf Schmitz, der zu seiner Zeit im Polizeidienst Ermittlungen durchführte.
Täter werden aber immer häufiger überführt, dank neuer technischer Überwachungssoftware. Er erklärte, welche neue Software die Erzieher in der OGS einsetzen können.
Am Nachmittag wurden gemeinsam praktische Spiele aus der Erlebnispädagogik gezeigt, die das soziale Miteinander und Gemeinschaftsgefühl stärken:
- Spiele ohne Konkurrenzkampf,
- Teamaufgaben oder Übungen zur Vertrauensförderung in der Gruppe,
- Bewegungsspiele zum Auspowern,
- Entspannungsübungen
gehörten zum umfassenden Repertoire des Gewaltpräventionsexperten Ralf Schmitz.
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Kitas und Grundschulen
Vorfälle, wie zum Beispiel das gewalttätige Verhalten von Schülern an einer Berliner Grundschule oder Gewaltvideos von Schülern auf Handys, die teilweise selbst hergestellt wurden, wurden durch Ralf Schmitz aufgegriffen und haben viele im Land aufgeschreckt. Darüber hinaus sind sowohl Schlägereien, teilweise schon unter Einsatz von Waffen, als auch Mobbing in Grundschulen immer wieder viel diskutierte Themen in der Öffentlichkeit.
Fatal wird eine Situation, wenn Kollegen nicht hilfreich einspringen oder sich für nicht zuständig erklären. Gewalt als Phänomen birgt die Gefahr in sich, dass die Einzeltat zwar geächtet wird, aber nicht das Bedingungsgefüge bzw. das System betrachtet wird. Opfer müssen schnell und angemessen unterstützt und gestärkt werden. Jede Tat muss sanktioniert, Täter müssen konfrontativ zur Rede gestellt werden. Gleichzeitig sollte geprüft werden, welche Möglichkeiten eine Grundschule hat, zukünftige Taten zu unterbinden, und wie Kolleginnen und Kollegen, Schülerinnen und Schüler sowie Hausmeister und Schulangestellte hilfreiche Praxiskompetenzen für den Umgang mit Konflikten und Gewalt vermittelt bekommen. Gerade das Problem der Flüchtlinge wird in den Grundschulen die nächsten Jahre massiven Sprengstoff mit sich bringen und die Lehrkräfte vor neue Herausforderungen stellen, so Ralf Schmitz.
Lehrkräftefortbildung in der Gewaltprävention mit 26 Ganztagsgrundschulen
Das hochqualifizierte Expertenteam von Sicher-Stark ist seit über 15 Jahren an den Grundschulen und in Kitas unterwegs und hat neue Methoden entwickelt, um allen 15.800 Grundschulen sowie externen Kita-Einrichtungen in den nächsten Jahren ein umfangreiches Angebot zum Thema Gewaltprävention anzubieten. Die Angebote reichen vom Umgang mit Kindesmissbrauch, Gewaltprävention, Sicher im Netz über Kompetenzschulungen zu Deeskalationstechniken, Mediation und Sozialem Lernen hin zur Qualifizierung von Lehrkräften für einen Umgang mit Konflikten und Mobbing in der Schulklasse. Außerdem werden die Gefahren im Netz und die Medienkompetenz bei Lehrkräften, Eltern und Kinder gefördert.
Darüber hinaus bietet Sicher-Stark regelmäßig Veranstaltungen für alle in Schulen Tätigen, wie zum Beispiel Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (ehemals Referendare), Schulleiter, Erzieher, OGS-Kräfte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Eltern und Kinder an.
Alle Angebote finden Sie auf der Seite www.sicher-stark.de
Folgende Inhalte werden ausschließlich für Grundschulen und Kitas vermittelt:
- Gewaltprävention
- Selbstverteidigung und Selbstbehauptung
- Deeskalation, Deeskalationstraining, Schutz vor Übergriffen
- Zivilcourage von Lehrkräften und Eltern
- Mobbingprävention und -intervention
- Cybermobbing und die neuen Gefahren im Netz
- Soziales Kompetenztraining, Sozialkompetenztraining
- Medienkompetenztraining, Sicher im Netz, Internetführerschein für Grundschulkinder und Kita-Kinder und deren Eltern
- Gesprächsführung in der Gewaltprävention mit Eltern
- Umgang mit sexuellem Missbrauch
- Grenzverletzungen, Missachtungen, Beleidigungen
- Gewaltfreie Kommunikation
- Professionelle Haltung von Lehrkräften in Grenzsituationen
- Schulinterne Lehrerfortbildung allgemein und speziell Umgang mit neuen Medien
- Umgang mit Gewalthandlungen in der Grundschule
- Schulregeln einführen
- Faustlos, gewaltfrei lernen
- Konfliktfähigkeit spielend lernen
- Umgang mit aggressivem Verhalten von Schülerinnen und Schülern
- Lernförderliche Spiele und Gruppenentwicklung
- Schülerinnen und Schüler als Zeugen und Opfer von häuslicher Gewalt
- Multiplikatorenschulungen und Fortbildungen im Rahmen von Grundschulpräventionsprojekten
- Konzeptentwicklung für Beratungsdienste (Gewaltprävention)
- Multiplikatorenfortbildung