Was weiß das Auto über mich?

Was weiß das Auto über mich?

Im April 2018 wurde es beschlossen. Neuwagen in der EU müssen mit dem Notrufsystem „eCall“ ausgestattet sein. Was weiß das Auto über mich?

Nun ist folgende wahre Geschichte passiert:

Eine 18jährige Frau hatte sich den nagelneuen BMW Ihres Vater ausgeliehen und wie es so ist wurden aus Versehen ein paar Begrenzungspfähle auf einer Bundesstrasse umgesäbelt. Zum Glück hat das niemand gesehen und so ist die junge Frau nach Hause gefahren, ohne den Unfall (und den Schaden an öffentlichem Eigentum) der Polizei zu melden.

Leider hat aber die Software des „eCall“ einen Notruf abgesetzt und die Frau gemeldet, weil laut mehreren Medienberichten kurze Zeit später auch die Polizei bei ihr läutete.Was weiß das Auto über mich?

Das Gespräch mit der Polizei und später mit dem Vater war nicht so angenehm, denn wer konnte ahnen, dass die Software sehr viele Daten an die Notrufzentrale von den Neufahrzeugen mitteilte.

Was weiß das Auto über mich?

Eigentlich sollte das System bei einem schwerwiegenden Unfall den genauen Standort, den Zeitpunkt, die Fahrtrichtung und eine Fahrzeugidentifikationsnummer an die Notruf-Leitzentrale schicken. Im Normalfall ruft dann jemand im Fahrzeug an und fragt nach, ob man verletzt ist und Hilfe benötigt. Antwortet niemand – zum Beispiel, weil man schwer verletzt im Auto liegt – kann auch so ein Rettungswagen zum Unfallort geschickt werden. Nur in diesem Fall hat das System falschen Alarm oder Alarm für die Sachbeschädigung der Behörde gemeldet.

Dass das „eCall-System“ trotzdem sinnvoll ist, steht wohl außer Frage. Es stellt sich aber auch die Frage nach dem Datenschutz und der Datenübermittlung.

Um es vorwegzunehmen, „eCall“ zeigt – ähnlich wie die Corona-WarnApp – dass man sehr wohl Systeme datenschutzgerecht entwickeln kann, ohne auf Funktioninalität zu verzichten. „eCall“ ist ein schlafendes System. Es wird nur aktiv, wenn die Sensoren im Auto einen Aufprall, Überschlag oder extreme Kräfte messen, die auf das Fahrzeug einwirken und schickt einmalig einen Datensatz. Eine heimliche und dauerhafte Live-Überwachung durch die Polizei wie im Krimi wäre denkbar, wie mit dem berühmten sich bewegenden roten Punkt auf einer Landkarte, ist aber noch nicht vorgesehen.

Allerdings muss man aufpassen, was man beim Kauf so alles heute unterschreibt und welchen AGB man beim Hersteller zugestimmt hat. Denn dann können auch Daten wie die zuletzt gefahrene Geschwindigkeit oder die Anzahl eingeklickter Sicherheitsgurte oder sonstige relevante Sicherheitsdaten mit dem Neufahrzeug übertragen werden.

Das dürfte jede Versicherung freuen, wenn den Fahrer damit nachweislich eine „Teilschuld“ bei einem Unfall trifft. Man muß nur die Dateipakete noch auswerten und aufbereiten.  

Leider nutzen viele Hersteller die für „eCall“ verbaute SIM-Karte und damit die Verbindung ins mobile Internet, um Komfortdienste wie Stauinformationen für das Navi oder einfach nur Softwareupdates einzuspielen. Somit ist die technische Plattform zum Sammeln und Übertragen von Daten schon mal vorhanden.

„eCall“ einfach abzuschalten ist übrigens keine gute Idee. Das Auto würde sofort die Betriebserlaubnis und den Versicherungsschutz verlieren, was natürlich auch keiner will.

Manchmal wünscht man sich die alten Autos noch zurück, wo man selbst Hand anlegen konnte, um die Birne zu wechseln und die nicht von einem Computer gesteuert wurden.  

Manchmal lösen die Sensoren das System „eCall“ aber auch aus, obwohl gar nichts passiert ist wie bei der 18jährigen Frau. Die Testfahrer einer Auto-Zeitschrift berichteten, dass sich beim Driften auf einer Rennstrecke plötzlich die Rettungsleitstelle meldete und fragte: „Sie hatten ein Unfall…?“. Die Antwort der Testpiloten konnte das Missverständnis schnell aufklären. „Ähhhh, nein, (…) wir fahren nur wie verrückt im Kreis!

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