Euskirchen (NW). In Deutschland werden jährlich nur 12.000 bis 16.000 sexuelle Übergriffe gegen Kinder angezeigt, jedoch ist die Dunkelziffer weitaus höher.
Vor diesem Hintergrund hat es sich das Sicher-Stark-Team zur Aufgabe gemacht Grundschulen in Deutschland mit den richtigen Tipps aufzuklären. Es werden viel zu oft Flyer von den Polizeidienststellen oder Familienberatungsstellen verteilt, die nicht zielgruppengerecht sind, wissen die Experten von Sicher-Stark zu berichten. Auch viele Präventionsprogramme sind nicht geeignet, um Kinder effektiv vor Übergriffen zu schützen. Wenn Informationsabende und Vorträge bei den Eltern mit dem gleichen Präventionskonzept an Grundschulen, Realschulen, Hauptschulen oder Gymnasien abgehalten werden, werden sehr oft falsche Informationen vermittelt, weiß Ralf Schmitz zu berichten.
Ralf Schmitz, der seit 20 Jahren ausschließlich an Grundschulen aktiv ist, hat sich bereits spezialisiert, um Kindern, Eltern und Lehrkräften mehr Sicherheit und vor allem die richtigen Tipps auf den Weg zu geben. Leider achten zu wenige Eltern auf Qualitätsmerkmale und sollten das Schulangebot kritisch prüfen.
Schnell werden ein paar Selbstverteidigungstipps die eigentlich nur für die Sekundarstufe hilfreich sind, in der Primarstufe den Eltern an die Hand gegeben, Hauptsache es handelt sich um einen „Vortrag gegen Missbrauch“. Selbst die Flyer von der Polizei sind nicht immer zielgruppengerecht geschrieben, sondern umfassen eine zu große Altersstufe.
Es wäre wünschenswert, dass eine Spezialsierung auch im Bereich des Kindesmissbrauch stattfindet, denn ein 16-jähriges Mädchen hat ganz andere Bedürfnisse und Probleme als ein
7-jähriges Kind. Die Präventionsangebote und -konzepte müssen zielgruppengerechter werden.
Oft werden falsche Beratungen in den Familienbildungsstätten durchgeführt und falsche Strategien an die Eltern vermittelt. Prävention im Vorfeld ist viel wirkungsvoller als Therapie, weiß Schmitz zu berichten.
Seit 20 Jahren ist er an den Grundschulen unterwegs und hält immer wieder Workshops und Vorträge zu diesem höchst sensiblen Thema.
Schmitz berichtet, dass 75 Prozent der Täter aus der eigenen Familie oder dem näheren Umfeld kämen. Lediglich 25 Prozent seien sogenannte Fremdtäter. Kinder können vor Missbrauch und Gewalt geschützt werden, wenn sie darin gestärkt würden, ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle zu kennen und zu akzeptieren. Ebenso ist es wichtig, frühzeitig das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken und das Nein sagen zu trainieren.
Auch das Akzeptieren von Schamgrenzen und das Unterscheiden von „guten“ und „schlechten“ Geheimnissen sei bei Kindern von großer Bedeutung, weiß der Missbrauchsexperte zu berichten. Beim Schutz vor Fremdtätern komme hinzu, Kinder zur Wachsamkeit anzuleiten und das am besten durch realitätsbezogene Rollenspiele, so wie es das Sicher-Stark-Team seit 15 Jahren praktiziert. Außerdem sollten stets verlässliche Absprachen mit den Lehrern und Eltern getroffen werden. Hier hilft ein Familienpasswort.
Mit sogenannten kostenlosen Ortungssystemen kann der Aufenthaltsort des Kindes für die Eltern ganz leicht über das Handy abgerufen werden. Der bessere Weg ist es natürlich immer Bescheid zu wissen wo sich Ihr Kind gerade aufhält.
Auch die Vernachlässigung von Kindern sei ein Risikofaktor, so der Missbrauchsexperte, da vernachlässigte Kinder gefährlichen Kontakten gegenüber tendenziell offener seien.
Pädophile haben bei solchen Kindern ein leichtes Spiel, denn sie kennen die Hobbys und Wünsche der Kinder sehr gut und geben ihnen die Aufmerksamkeit die sie von den eigenen Eltern nicht bekommen.
Einige Anzeichen für Übergriffe könnten untypische Verletzungen sowie plötzliche Verhaltensänderungen sein. Dazu gehören zum Beispiel Waschzwang, Lustlosigkeit, Angstgefühle oder Panikattacken.
In diesen Fällen ist es als Elternteil wichtig Ihrem Kind Gehör zu schenken. Im Verdachtsfall sollten Eltern Rat bei psychologischen und juristischen Fachleuten suchen.
Manche Polizeidienststellen bieten geschultes Personal an.
Fragen Sie danach.
Vorbeugende Prävention und Kindersicherheitstraining bietet das Sicher-Stark-Team unter der bundesweiten Hotline-Nummer 0180-5550133-6 (www.sicher-stark.de) an.
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